„Von wegen Gekritzel“

Unter dieser Überschrift berichtete die SZ (Süddeutsche Zeitung) am 24. März 2011, dass die Menschen die abstrakte Kunst wohl mehr schätzen, als sie selbst es vermuten.
Angelina Hawley-Dolan und Ellen Wimmer vom Boston College liefern empirische Belege dafür, dass Menschen offensichtlich abstrakte Kunstwerke besser und vor allen Dingen auch schöner finden, als vergleichbare Kritzeleien von Kindern, Affen oder Elefanten (Psychological science, online).
„Die Welt abstrakter Kunst ist zugänglicher, als die meisten Menschen glauben. Sogar die Menschen, die keine Erfahrung mit bildender Kunst habe, sehen mehr, als ihnen bewusst ist, wenn sie abstrakte expressionistische Bilder betrachten,“ schreiben die beiden Psychologinnen.
Sie ließen 72 Probanden - knapp die Hälfte Kunststudenten - verschiedene Bilder beurteilen. Die Gemälde stammten unter anderem von Künstlern wie Cy Twombly, Mark Rothko und weiteren Vertretern des abstrakten Expressionismus. Die anderen Bilder stammten von Kindern, Schimpansen, Gorillas oder Elefanten. Es wurden dann mit Hilfe von Künstlern Bildpaare zusammengestellt, die nach Meinung der Forscherinnen sich zum Teil frappierend ähnelten.
Erstaunlich war nun, dass alle - die Kunststudenten und auch die Laien - die Bilder der Künstler bevorzugten und besser fanden. Verblüffend wird dies Ergebnis aber erst , wenn man dem weiteren Verlauf der Untersuchung folgt. Selbst dann, als die Bezeichnungen der Bilder vertauscht wurden - also die Bilder der Künstler wurden als Bilder von Kindern usw. und umgekehrt ausgegeben - bevorzugten die Mehrheit die tatsächlichen Bilder der Künstler als besser.
Zwar ist die Zahl der Probanden mit 72 sehr gering, um verlässliche Aussagen machen zu können, so ist die Untersuchung doch ein guter Hinweis darauf, dass „abstraktes Gekritzel“ eben doch auch Qualitätskriterien unterliegt. Leuten, die beim Betrachten abstrakter Kunst generell sagen: „Das kann ich aber auch“, kann man so schon etwas deutlicher widersprechen und ihnen eventuell auch vorschlagen, es doch einmal selbst mit dem „Gekritzel" zu probieren .

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