1. Bürgermeister Georg Riedl, Franz-Jürgen Habben, Carola Marko-Mühleis, Lutz Peters
Einführung zur Vernissage am 22.01.2012 von Franz-Jürgen Habben

Wir lernten Herrn Habben Anfang letzten Jahres in unserer Galleria Calù kennen. Als Künstler zog es ihn wie selbstverständlich dort hin, wo es auch und vor allen Dingen um Kunst geht. So wünschen wir uns das und wir haben uns sehr darüber gefreut.

Im Gespräch ergab es sich sehr schnell, dass wir ein gegenseitiges Interesse aneinander hatten - wohl auch kein Wunder zwischen einem Künstler und einer Galerie. Da das Jahr 2011 schon ausgebucht war, vereinbarten wir einen Ausstellungstermin Anfang 2012 - und so sind wir heute hier versammelt.

Einige gegenseitige Besuche waren notwendig, um unter anderem aus dem unendlich reichen Fundus - alleine was sein Frühwerk betrifft, um das es hier nur geht - eine Auswahl zu treffen. Bei der Durchsicht nur eines Teils seiner Arbeiten kristallisierte sich sehr schnell das Thema der Ausstellung heraus: Akte - Landschaften - Tiere.

1943 in Annaberg im Erzgebirge geboren, machte er schon mit 7 Jahren Erfahrung mit Naturstudien beim Zeichenunterricht des Malers Wirth in seinem Heimatort. Diese menschliche Begegnung, und ersten Schritte in der Malerei waren wohl prägend für seine gesamte künstlerische Entwicklung. Seine ganze Jugend hindurch beschäftigte ihn das Zeichnen und Malen nach der Natur ebenso wie das frei gestaltende Malen aus der Fantasie.
Aber zuerst musste er einen „anständigen“ Beruf erlernen (Tiefdruckretuscheur). 1964 - wir sind ja erst mit 21 Jahren volljährig geworden - gab er seinen Lehrberuf auf und lebt seither gemäß seines Kindheitstraumes als freier Maler.

"Nahezu alle ausgestellten Arbeiten sind vor dem Motiv entstanden, sind also originale Naturstudien. Das Medium Fotografie, wie heute zumeist von Malern aus Bequemlichkeit und Unwissenheit um den bildnerischen Aufbau und um die spirituelle Durchdringung von Form und Farbe verwendet, lehne ich ab, da sie nicht das plastische Erlebnis, die sensible Aura des elementar lichtfarbig lebendigen beständig durchatmeten Wandel aller Wesenheit vermittelt, sondern eine bereits in Fläche gebannte Abbildung eines Sekundenbruchteils ist.

Für die aufwändigen Aquarelle und Mischtechniken meiner Zoostudien fertigte ich mir eine leichte Sperrholzplatte mit beiderseitig befestigtem Band, das ich mir um den Nacken legte. Auf diesem schwebenden Hängetischchen balancierte ich den Zeichen- oder Aquarellblock, manchmal auch lose Skizzenblätter. Zusätzlich war da ein befestigtes Kästchen für Tusche, Wasser und Platz für den unentbehrlichen Schmincke Aquarellfarbkasten, Farbstifte, Kreide usw. Das wurde über einen ganzen Tag hinweg ziemlich schwer. Die Spuren meiner Arbeitsweise findet man auf vielen Skizzenblättern, sie sind originelle Dokumente eines echten sich Auseinandersetzen mit dem lebendigen Gegenüber und keine auf Salontierstudienblätter getrimmte Zeichnungen im Atelier.
Auch meine Aktzeichnungen und Aktaquarelle sind vor dem sich zwanglos bewegenden und dabei die mich fesselnde Stellung findenden Modell entstanden, ebenso die zwei gezeigten Ölbilder mit weiblichen Akten.“ (Zitat F.-J. Habben)

Anläßlich einer Sonderausstellung - Tierbilder - von Habben im Natur-Museum Coburg 1975 schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Tierdarstellungern sind selten geworden in der bildenden Kunst. Wo Großstadt, Technik, der programmierte Mensch als Themen dominieren, ist kein Platz mehr für Tiere, nicht für wilde und auch nicht für zahme. Denn angesichts seiner Realität, die aus Stahl und Beton besteht, von Computern dirigiert und von chemischen Stoffen vernichtet wird, hat das Tier seinen Ausdruckswert zur künstlerischen Entschlüsselung der Wirklichkeit verloren. Vor diesem Hintergrund kommt dann dem so rar gewordenen zeitgenössischen Tierbildnis einige Bedeutung zu.
Jede einzelne Arbeit, ob realistische Studie oder stilisierte Übersetzung, ist offensichtlich nach intensiver Beobachtung der Modelle und ihrer Verhaltensweisen entstanden. Vor allem gelingt dem Künstler mit seinen Aquarellen die spontane Entfaltung einer geheimnisvollen Welt von Lebewesen, die neben aller Kreatürlichkeit beherrscht wird von einer gewissen Beseelung.
Mit dem Medium der Farbe versucht Habben, die Tierseele über das Anekdotische hinaus als gültiges Phänomen heraus zu kristallisieren, das Animalische in den großen Symbolkreis von Leben und Tod einzuordnen. Nach den Tierbildern der Expressionisten muß es jedem Nachfolger schwer werden, eine eigene Handschrift zur Charakterisierung der Kreatur zu entwickeln. Erstaunlich fast, dass dies hin und wieder doch noch gelingt“

Habbens Landschaftsbilder haben mir eine neue Sichtweise der Landschaft gegeben. Ich sehe Landschaft mit seinen Augen - wenn man das so sagen kann. Ich erkenne - gerade auch hier in Niederbayern - Habbens Handschrift in der Natur. Es geht mir durch den Kopf: Das ist ja so, das schaut ja so aus, wie ich es aus seinen Bildern kenne. Ganz nebenbei sind seine Bilder auch Zeugen einer bäuerlichen Kultur, die so nicht mehr existiert, wenn man z. B. seine Heuhaufenbilder betrachtet.

Akte sind bei ihm nie voyeuristisch, ob es der Diskuswerfer, die oder der Träumende sind, es geht ihm immer um die Haltung, um die Bewegung. Unsere Haltung und wie wir uns bewegen, verrät viel über uns. Habben gelingt es genau dies, das eigentlich Verborgene, sichtbar zu machen. Er enthüllt nicht - er macht sichtbar.

Auch meine Aktzeichnungen und Aktaquarelle sind vor dem sich zwanglos bewegenden und dabei die mich fesselnde Stellung findenden Modell entstanden, ebenso die zwei gezeigten Ölbilder mit weiblichen Akten.“ (Zitat F.-J. Habben)

Noch ein Wort zu seinen hier gezeigten Ölbildern. Wie beim Kochen - ich möchte jetzt malen und kochen nicht vergleichen, obwohl es ja auch eine Kochkunst gibt - kommt es beim Malen auch auf die Zutaten an. Jeder Künstler nimmt nicht irgendwelche Farben. Oft wird lange experimentiert, bis die richtigen Farben gefunden werden.

In der Auseinandersetzung mit den alten und neuen Meistern der Kunstgeschichte, ich kopierte 1964, 1966 und 1969 über jeweils etliche Monate in den Münchner Museen, verwendete ich eine zeitlang unter Anlehnung an die einzigartige geniale rubensche Maltechnik selbst angeriebene Ölfarben mit an der Sonne eingedickten kaltgepressten Leinöl, daher rührt der besondere Schmelz der gezeigten Ölbilder. Mit derartigen Farben, die beständig unter Wasser in kleinen Glasgefäßen konserviert sein müssen, draußen in der Landschaft oder im Reitstall zu malen, war ein ziemlicher Aufwand, aber mit unbeirrbarer Leidenschaft für das bildnerische Tun überwindet man die Hindernisse, scheut keine Mühe seine Visionen in die Tat umzusetzen“. (Zitat F.-J. Habben)


Zum Schluss noch ein Tipp des Galeristen:

Bei den hier gezeigten 55 Bildern des Künstlers Franz-Jürgen Habben können sie sehr, sehr günstig Kunst erwerben. Wenn man bedenkt, dass auch hier in Niederbayern schon Fotoarbeiten für 4000 Euro angeboten worden sind, dann sollte man wirklich zugreifen. Immer vorausgesetzt, Ihnen gefallen die hier gezeigten Arbeiten. Das hoffen wir und wünschen Ihnen viel Freude beim Entdecken der Habbenschen Kunst.


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